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Sonntag, 2. September 2012

Kampftag

Nach einem gemütlichen Bummel über den hiesigen Flohmarkt und anschließender Erholung im Parque Retiro habe ich Dicki heute zum Stierkampf geschleppt. Noch ist Saison und dergleichen sollte man sich nicht entgehen lassen. Also kauften wir Karten für den Halbschatten und waren gespannt. Mein letzter Stierkampfbesuch fand zu Interrailzeiten Ende der achtziger Jahre statt. Es war die gute alte Zeit, es gab die DDR noch, man mußte DeMark in Peseten tauschen und an der Grenze gab´s mitten in der Nacht Stempel in den Reisepaß. Jaja. Die Erinnerungen an die damalige Corrida sind doch arg verblaßt. Deshalb heute eine blutrote Erinnerungshilfe.

Man sitzt da so auf steinernen Stufen, kalt und hart. Kissen kann man sich ausleihen, aber der richtige hombre lacht bei sowas. Dann wird der Sand schön ordentlich geharkt und farblich markiert.



Den Sinn der Markierung haben wir noch nicht verstanden, da frag´ ich demnächst Wiki. Livemusik gibt´s tatsächlich auch noch. Immer dann, wenn etwas Wichtiges passiert, wird kurz vorher Pasodoble gespielt.

Toreros y Picadores
Zunächst stellt sich das gesamte Personal vor. Zu Fuß, zu Pferd, auch die Aufräumer und Blutwegschaufler sind dabei.

doch arg bunt

Tusch, und schon geht´s los.
Der Stier, kurzsichtig und auch sonst nicht sehr helle, darf in die Arena, wo ihm Herren in engen Hosen mit bunten Tüchern vor der Nase herumwedeln. Tschuljung, aber da wäre ich auch nicht allzu gut drauf.

wo wedeln sie denn?

Pink und Magenta? Eine gute Wahl?
Nach und nach werden dann sechs Spieße in den Nacken gestoßen. Der Herr auf dem Pferd piekt auch nochmal.



Es traten drei Toreros auf und sechs Stiere mußten dran glauben, denn traditionellerweise geht ja nur einer lebend raus und das ist in der Regel der Mensch. Der erste Stier durfte leben, weil er einfach zu langweilig war. Man rief "fuera", was so viel heißt wie "Raus" und dann war der Auftritt vorbei. Was hinter den Kulissen passiert entzieht sich unserer Kenntnis, wir denken an eine beschauliche Wiese auf den Azoren bis zum natürlichen Hinscheiden.

Manuelito war heute der Held:


Hat elegant zwei 500-Kilo-Kälbchen erlegt. Die Menge war begeistert.

Kurz vor Schluß, Dicki konnte schon nicht mehr hinsehen.



El Fin


Tja, was soll man sagen? Im Schlachthof geht´s schneller ist aber deutlich weniger unterhaltsam. Ich konnte gar nicht weggucken und frug mich allenthalben, ob ich jetzt Veganer werden soll.

Also ich habe ja nie Interrail gemacht - ich weiss gar nicht, wie ich da meinen Samsonite und das Beautycase in einem Abteil mit nicht gewaschenen Studenten hätte verteidigen können.
Und somit war ich auch noch nie beim Stierkampf. 
Ich hatte aber irgendwie trotzdem keine guten Assoziationen mit diesem Treiben: viel zu viel Blut und viel zu heiss.

Naja heiss war es ja nicht, weil wir uns keine Kissen für die Steintreppen leisten wollten und Blut .... naja, das floss in Strömen....
Beim Einmarsch der Toreros war ich ganz begeistert: das ist ja wie in alten Tänzerzeiten gewesen: alle haben sich hübsch gemacht und sehen phantastisch aus.
Bei diesem Anblick habe ich schon darüber nachgedacht, ob ich nicht nach 25 Jahren Berliner Bank mal was neues ausprobieren sollte. Das outfit würde mir sicherlich hervorragend stehen 

Macht doch ne tolle Figur, oder??
Ich ärgere mich jetzt schon ein wenig, dass ich mir in der letzten Woche in Bangkok nur 3 "normale" Anzüge habe schneidern lassen.
Da hätte doch der Schneider eine wahre Herausforderung gehabt.

Aber die grösste Herausforderung wäre es wahrscheinlich gewesen, mich in ein solch enges Korsett zu zwängen, damit ich SO eine Figur habe - wishful dreaming.....!


Aber so ein adrettes Hütchen würde mir garantiert stehen - jetzt, da selbst ich schon Helm beim Fahrradfahren trage!!!

Naja, die Kleidung und das Brimborium sind ja prima - das mit dem Stier müsste doch aber nicht sein: Das erste Blut stiess in Fontänen aus der Wunde des Stiers empor und mir war gar nicht mehr gut..... Ich werde heute Nacht wohl vom Schweigen der Stiere träumen!

Ich bleib bei der Bank, da fliesst weniger Blut - obwohl die Choreographie deutlich langweiliger ist.

Abends waren wir dann wieder lecker essen in einer Tapasbar - diesmal mit Fernseher: Da spielte gerade Real Madrid gegen irgendeinen Loser (3:0). Und plötzlich traute ich meinen Augen nicht: Da war der Özil im Fernsehen.
Kann mir mal jemand verraten, warum der nicht schwarz-rot-gold trägt und für die nächste WM mit dem Jogi und dem Klinsi übt?

Herrjeh!



1 Kommentar:

  1. Ich bin entsetzt! Ent-setzt! Ein Stierkampf! Ich glaube, ihr habt zu viel Spartacus geguckt ...

    hasta pronto
    eric

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