Eigentlich wollte ich ja nach Paris, meinen Resturlaub bei Stopfleber und Veuve Cliquot verplempern.
Aber nein, ganz so einfach läuft´s natürlich nicht. Pacta sunt servanda und weil Dicki dieses Jahr die Auswahl hat, sind wir in Jerusalem gelandet, dem Epizentrum des abrahamitischen Religionswirrwarrs.
Wer gläubisch ist, muß herkommen, weil hier der Heilige Geist durch die Gassen weht.
Wer ungläubisch ist, hat ein kleines Problem, denn wenn man die Relljon abzieht, bleibt von Jerusalem leider nicht viel übrig.
Der christliche Hotspot ist die Grabeskirche.
Dorthin gelangt man durch den muslimischen Teil der Altstadt, in dem man allerlei religiösen Kitsch kaufen kann. Schlappen und Kippas gibt´s auch, der Handel muß sich schließlich nach der Nachfrage richten.
Die Fundamente der Kirche sind tatsächlich alt, aber das interessiert hier nicht wirklich wen, weil man ja gekommen ist, um das Grab Christi zu schauen.
Dafür muß man länger anstehen, aber immerhin ist es gratis.
Das Grab und der Salbungsstein gehört allen vertretenen Konfessionen gleich, ansonsten sind die Besitzverhältnisse im Inneren der Kirche gelinde gesagt unübersichtlich.
Jeder gönnt dem anderen nix und so streiten sich griechisch-orthodoxe, römisch-katholische, armenisch-apostolische, syrisch-orthodoxe, äthiopisch-orthodoxe und koptische Kirche darum, wer wann wo ein Weihrauchfäßlein schwenken darf. Protestanten haben selbstverständlich nix zu melden.
Diese Leiter zum Beispiel steht hier seit 1967. Leider kann man sich nicht einigen, wer sie reinholen darf. Präzedenzfälle sind schließlich sehr riskant.
ein wenig wie im Lampenladen |
überm Grab die Baustelle |
Praktischerweise kamen wir an einem Donnerstag an, da konnten wir gleich am Freitag den Franziskanermönchen dabei zuschauen, wie sie die wöchentliche Prozession entlang der Via Dolorosa anführen.
Ich war ein wenig enttäuscht, trug doch niemand Kreuz oder zumindest eine kleine Dornenkrone.
Außerdem wurde international gebetet und nicht nur auf Latein, dafür aber lautstark mit Lautsprecher, damit auch jeder mitbekommt, was geboten wird. Wem das zu anstrengend ist, der kann sich das Schauspiel bei Apfelstrudel und Pharisäer von der Terrasse des österreichischen Hospizes aus ansehen oder wartet einfach im arabischen Hummusladen gegenüber der Kreuzwegstation vier, bis alle vorbeikommen.
Ave Maria |
Dieser Herr ist ein Bischof der indisch-orthodoxen Kirche im Staate Kerala, dem syrisch-orthodoxen Ritus folgend. Man beruft sich auf den Apostel Thomas. Er führt ein Grüppchen durchs Heilige Land und war sehr nett zu uns. Man muß nur freundlich fragen...
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